Über uns
Inhalte von Youtube werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf “Zustimmen & anzeigen”, um zuzustimmen, dass die erforderlichen Daten an Youtube weitergeleitet werden, und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in unserer Datenschutz. Du kannst deine Zustimmung jederzeit widerrufen. Gehe dazu einfach in deine eigenen Cookie-Einstellungen.
Was sind eigentlich Corpsstudenten? Das erfährst du hier!
Erst einmal ganz allgemein
Corps (zeitweilig auch «Korps», französisch für «Körperschaft», «Gesamtheit», Aussprache wie Koor «Einzahl» und Koors «Mehrzahl») ist eine heute gebräuchliche Bezeichnung für eine besonders alte und traditionelle Form von Studentenverbindungen.
Corps haben das Toleranzprinzip als Grundsatz. Deswegen kann jeder an einer deutschen oder österreichischen Universität immatrikulierte Student Corpsstudent werden, ungeachtet seiner ethnischen oder sozialen Herkunft, seiner Hautfarbe oder Religion. Dadurch unterscheiden sich die Corps von Verbindungen, die zum Beispiel nur Studenten deutscher Nationalität (wie viele Burschenschaften) oder nur Mitglieder bestimmter Konfessionen (wie der CV oder der Wingolf) aufnehmen. Corps sind gegen Radikalismus und Gewalt. Sie versuchen, sowohl tagespolitische Neutralität als auch parteipolitische Neutralität als Verband und Corps zu wahren.
Trotz allem Streben nach Neutralität legen die Corps großen Wert auf gesellschaftspolitisches Engagement des einzelnen Studenten. Nach corpsstudentischen Prinzipien sollte er sich eine ethischen Grundsätzen folgende Meinung bilden und sie engagiert - ohne Rücksicht auf zu erwartende vordergründige Nachteile - vertreten. Aufgrund dieser Kombination von Neutralität des Verbandes und Engagement des Einzelnen findet man immer wieder Corpstudenten unter den führenden Köpfen der unterschiedlichsten politischen Gruppierungen, wobei sie durch ihre Einsatzbereitschaft nicht selten zu Opfern von fanatischen oder totalitären Gegnern werden.
Als älteste heute existierende Verbindungsform haben die Corps ein besonderes Traditionsbewusstsein und pflegen ein eher schlichtes Auftreten. Sie lehnen viele (später erfundene) Gespreiztheiten und Manierismen des Verbindungsstudententums ab. Ihr Brauchtum hielt auch den studentischen Reformbestrebungen des 19. Jh. stand.
Das gesellschaftliche Renommee der Corps erreichte im 19. Jh. seinen Höhepunkt, als im deutschen Kaiserreich die Söhne des deutschen Hochadels und des Großbürgertums in den Corps die entscheidende Rolle spielten.
Im größten Teil des 18. Jh. bestimmten die Landsmannschaften alten Typs (nicht zu verwechseln mit den heute existierenden studentischen Landsmannschaften, die jüngeren Datums sind), das Gemeinschaftsleben an den Universitäten. Es handelte sich dabei um vergleichsweise unverbindliche Gruppierungen, die gegenseitige Unterstützung aufgrund gemeinsamer landsmannnschaftlicher Herkunft boten. Ein regulierender Einfluss auf das studentische Leben oder eine persönliche Bindung über die Studentenzeit hinaus war nicht angestrebt.
Sie gaben sich lateinische Namen, die sich auf das Herkunftsland ihrer Mitglieder bezogen, so zum Beispiel Palaiomarchia (Altmark), Borussia (Preußen), Bavaria (Bayern),Saxonia (Sachsen), Guestphalia (Westfalen), Brunsviga (Braunschweig) oder Suevia (Schwaben). Ihre Mitgliederstruktur war stark landsmannschaftlich ausgerichtet. Sie gaben sich bei der Gründung eine Konstitution (Gründungsurkunde und gleichzeitig Verfassung) und Farben (Couleur).
Das Besondere und Neue aber war die Bildung von Senioren-Conventen (SC) an den einzelnen Universitätsorten, die jeweils für ihren Bereich einen SC-Comment verfassten und für dessen Einhaltung sorgten. Jede Verbindung entsandte also ihren höchsten Repräsentanten ("Senior") in ein gemeinsames Gremium, in dem darüber beraten wurde, wie sich ein Student an der Universität zu verhalten hatte. Ziel war die Besserung der damals sehr rauen Sitten an den Universitäten. Die SC beanspruchten dabei das Recht zur Gesamtvertretung der Studentenschaft. Es waren ja alle landsmannschaftlichen Gruppierungen in ihm vertreten.
Heute betrachten die Corps diese Bildung von SC und SC-Comments als ihre Geburtsstunde, auch wenn dieser neue Typus von Verbindung noch unterschiedliche Bezeichnungen erhielt, zum Beispiel "Landsmannschaft", "Kränzchen", teilweise sogar "Club", aber auch schon "Corps".
Besonders in der Zeit nach dem Wiener Kongress verfolgten die Behörden die Bildung von studentischen Zusammenschlüssen argwöhnisch. In der Zeit der Restauration wurden umstürzlerische Umtriebe vermutet, wenn sich Studenten unkontrolliert zusammentaten (Karlsbader Beschlüsse 1819). Deshalb hielten die ersten Corps ihre Konstitution geheim, mussten sich auflösen und heimlich wieder eröffnen und wählten öfters nach Verfolgungen andere Bezeichnungen, um harmlos zu wirken. So entstand wohl auch die Bezeichnung "Corps".
Die Gründung der ersten Burschenschaft in Jena im Jahre 1815 und die Ausbreitung der burschenschaftlichen Idee über ganz Deutschland stellte die Corps vor eine große Herausforderung. Die Forderung war, alle landsmannschaftlich orientierten Zusammenschlüsse an einer Universität aufzulösen und in eine einheitliche gesamtdeutsche Burschenschaft (verbreiteter Name war "Germania") zusammenzuführen. Dies stellte natürlich den Alleinvertretungsanspruch des SC in Frage. Die Auseinandersetzungen waren heftig.
Die Folge war, dass sich in den nächsten Jahrzehnten nicht nur weiterhin neue Corps formierten, sondern sich auch an den meisten Universitäten mehrere Burschenschaften mit unterschiedlichen Ausrichtungen gründeten. Im Rahmen der Reformbewegung ("Progress") entstanden nach 1840 sogar noch weitere Formen von Studentenverbindungen, von denen viele heute noch existieren. Die neue Vielfalt verwässerte nach Ansicht der Corps die studentischen Traditionen. Der SC-Comment hatte seine Allgemeingültigkeit verloren.
Die Corps wollten jedoch ihre alten Traditionen weiterführen. Dazu mussten sie sich überregional organisieren und sich selbst und ihre Ziele und Ideale definieren. Vorarbeit leisteten hier die SC zu Jena, Halle und Leipzig, die sich ab 1820 regelmäßig konsultierten.
Am 15. Juli 1848 fand der erste corpstudentische Kongress in Jena statt, an dem die SC von Heidelberg, Jena, Halle, Gießen, Breslau, Erlangen, Freiburg, Berlin, Greifswald und Göttingen (sowie einzelne Corps von anderen Orten) teilnahmen. Tagungsort wurde bald danach Bad Kösen an der Saale. Nach und nach folgten auch die anderen SC im deutschen Raum, zuletzt die bayerischen. So entstand der älteste Dachverband studentischer Verbindungen, der Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Bis zum Ersten Weltkrieg fand alljährlich zu Pfingsten der Congress in Bad Kösen statt.
In den nachfolgenden Jahrzehnten folgten die Gründung weiterer corpstudentischer Verbände, so auch am 7. April 1863 des Weinheimer Senioren-Convents (WSC), der die Corps an den technischen Hochschulen vertritt.
Nach 1933 standen die Corps unter dem zunehmenden Druck der nationalsozialistischen Machthaber, die alle studentischen Verbände im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund gleichschalten wollten. Die Corps sträubten sich und wurden zusammen mit ihren Verbänden im Jahre 1935 zwangsaufgelöst.
Nach dem Krieg rekonstruierten einige Corps wieder, teilweise an ihrer alten alma mater, teilweise an neuen Univiersitätsorten. Die Wende 1989/90 ermöglichte es vielen Corps, wieder an ihre alte Wirkungsstätte zurückzukehren. Dazu gehörte 1991 auch das Corps Palaiomarchia.
Nun zu uns!
Corps Palaiomarchia: Wir sind Studenten unterschiedlichster Weltanschauungen, Herkunft und Studienrichtung. Und doch verbindet uns eine enge Freundschaft, die wir durch das Tragen unserer Farben nach außen präsentieren. Unser Ziel ist es, der Routine des Studienalltags zu entfliehen und uns durch gegenseitige Hilfe zu loyalen, verantwortungsbewußten und tatkräftigen Persönlichkeiten heranzubilden.
Zu diesem Zweck haben wir uns zu einem Corps zusammengeschlossen und gestalten unser tägliches Zusammenleben in freundschaftlichen und demokratischen Gepflogenheiten.
Durch zahlreiche Veranstaltungen, wie Reisen, Vorträgen aber auch Partys, sind wir stets bestrebt, unseren Horizont zu erweitern, neue Kontakte zu knüpfen sowie das interdisziplinäre Denken zu fördern.
Da wir uns in ständigem Kontakt zu unseren Alten Herren befinden und durch diese viele Erfahrungen und Ratschläge erhalten, ist uns der sogenannte Generationskonflikt fremd.
Unsere Verbindung kann auf eine weitreichende Tradition zurückblicken. Am 28. Oktober 1844 schlossen sich Studenten aus der Altmark zu einem Freundesbund zusammen und symbolisierten damit ihre Zusammengehörigkeit durch das Tragen der Farben orange-weiß-schwarz.
Es gelang unserem Corps, selbst die schwierigen Zeiten des Deutsch-Französischen Krieges und des Ersten Weltkrieges zu überdauern, bis dann die Auflösung der Palaiomarchia im Jahre 1935 durch die Nationalsozialisten erzwungen wurde, da die Corpsprinzipien mit denen der faschistischen Machthaber nicht in Einklang zu bringen waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstituierte das Corps am 12. Dezember 1949 in Kiel.
Am 14. Januar 1950 trat das ebenfalls rekonstituierte Corps Masovia zum CC bei. Es entstand das Corps Palaiomarchia-Masovia, welches die Traditionen beider Bünder fortführte. Die Wiedervereinigung beider Teile unseres Vaterlandes eröffnete die Möglichkeit, die Palaiomarchia wieder in ihrer angestammten Universitätsstadt Halle aufleben zu lassen. So rekonstituierte das Corps Palaiomarchia am 4. Mai 1991 wieder in Halle an der Saale.
Seither sind wir bestrebt, uns als Teil des universitären Lebens, an der kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung unserer alma mater halensis sowie unserer Musestadt Halle zu beteiligen. Seit Beginn sind die Farben orange-weiß-schwarz, welche wir sichtbar in Band und Mütze tragen, ein Symbol für Toleranz, Idealismus und Zusammengehörigkeit, welches wir nicht ohne Stolz zeigen.